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Das „Einheitliche Orientierungssystem Schule (EOS)“-Konzept ist ein Beschilderungssystem und soll das schnelle Auffinden von Räumen und Gebäuden für Rettungskräfte und die Polizei erleichtern. Genau so auch unser Farbleitsystem (FLS), welches in Hessen im Main-Taunus-Kreis entwickelt wurde. Beide Systeme wurden nach dem AMOKLAUF in Winneden von 2009 entwickelt und an Schulen installiert.
Das EOS wurde schon von Anfang an sehr stark in der Öffentlichkeit kommuniziert und man bekam die Vermutung, dass nur dieses System für Krisensituationen an Schulen existierte. Die Verantwortlichen waren und sind bis heute sehr stolz auf das Produkt, was auf jeden Fall verständlich ist. Dagegen wurde unser FLS in den ersten Jahren eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit entwickelt und stetig weiter optimiert. Dies tun wir heute weiterhin, denn die Anforderungen ändern sich täglich.
Dejan Pavlovic hat das EOS bereits in seinen Anfängen beobachtet, da beide Systeme eigentlich die selben Anforderungen erfüllen sollten. Zwischendurch haben sich die beiden Systeme auch gegenseitig inspiriert, das kann man nicht bestreiten. Mittlerweile stellen wir aber fest, dass sich die Systeme qualitativ, technisch und praktisch immer weiter auseinander entwickeln. Ich denke, es ist nun an der Zeit, diese beiden Systeme zu vergleichen und auch zu klären, in wie weit sich diese Beschilderungssysteme von einander unterscheiden.
Gemeinsamkeiten der beiden Systeme, EOS und FLS:
• Entwicklungsjahr 2009, ausgelöst durch Amokläufe in Winneden und Erfurt
• Lagepläne / Grundrisse werden angepasst mit den benötigten Informationen
• Kennzeichnung aller Türen und Räume
• Optimiert für Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte
• Kennzeichnung von Eingängen, Notausgängen und Treppenräumen
• Alle Räume eines Gebäudes werden fortlaufend und logisch nummeriert
Designverleich der Türmarkierungen des Farbleitsystems FLS (links) und des Einheitlichen Orientierungssystems Schule EOS (rechts).
Quelle:Farbleitsystem - Einheitliches Orientierungssystem EOS und das Farbleitsystems FLS
Natürlich unterscheiden sich die beiden Systeme mittlerweile in einigen Dingen, die wir weiter unten auflisten werden.
Die Vorgeschichte beider Systeme war, dass schnell eine Lösung gefunden werden musste, die die Orientierung an Schulen ermöglicht. Der Aktionismus war verständlich, da in 2009 eine hohe Gefährdungslage existierte und die Bürger vom Staat eine Lösung erwarteten.
Es wurden viele Ideen vorgestellt, finanziert, entwickelt und wieder eingestampft. Eine von vielen Ideen waren AMOK-Alarmknöpfe, die neben den Brandmeldeknöpfen platziert wurden. Was zuerst eine gute Idee zu sein schien. Mittlerweile wurden die meisten dieser Anlagen wieder demontiert, da die Gefahr eines Fehlalarms oder technische Störungen einfach zu groß war. Auch die kostenintensive Wartung der Systeme wurde am Anfang nicht berücksichtigt. Somit wurden zum Schluss nur 2 oder 3 zentrale Stellen in der Verwaltung mit den Anlagen übrig gelassen. Die Kosten für die Installation und spätere Stilllegung waren hoch.
Auch wurden und werden heute Gegensprechanlagen in Schulen installiert. Zu Beginn (2009) waren die Systeme noch nicht erprobt und auch datenschutztrechtlich war dies eine Grauzone, da zum Teil die Lehrer nicht gerade glücklich waren, dass die Polizei in die jeweiligen Klassenräume „reinhorchen“ konnte. Jeder will seine Privatssphäre soweit es geht natürlich schützen. Dies war und ist immer noch eine sehr kostspielige Lösung und bedeutet eine größere Umbaumaßnahme, die den Schulbetrieb auf längere Zeit erheblich stört. Deswegen werden diese Projekte vorwiegend bei Neubauten und Umbauten getätigt, um die Kosten besser zu regulieren.
Knäufe statt normale Türgriffe und auch Pager wurden besorgt. Wer benutzt noch einen Pager?!? Bei den Türknäufen kann man es verstehen. Wobei der Schulalltag für manche Schulen sich gravierend veränderte, da die Schüler sich damit anfreunden mussten, dass man nicht jederzeit in einen Klassenraum gelangen kann.
D a g e g e n i s t d a s O r i e n t i e r u n g s s y s t e m , o b F L S o d e r E O S , e i n e s e h r g ü n s t i g e A l t e r n a t i v e , d i e s c h n e l l u n d p r o b l e m l o s i n s t a l l i e r t w e r d e n k a n n u n d a u c h v o n d e n P ä d a g o g e n g e r n e a n g e n o m m e n w i r d .
Was dem EOS gegenüber dem FLS fehlt:
• Das EOS hat keine einheitlichen Orientierungstafeln im Außenbereich.
• Die Schilder des EOS sind auf DIN A4- Format festgelegt und werden ausschließlich oberhalb der Tür befestigt. (Problematisch bei Rauchentwicklung.)
• Die Definierung der Farbbereiche der Gebäude ist beim EOS nicht einheitlich.
• Die Feuerwehrpläne (Angriffspläne der Feuerwehr) werden mit dem EOS nicht abgeglichen.
• Definierte Aufstellflächen, Anfahrtsbeschreibungen und Zuwege zur Schule sind nicht vom EOS erfasst.
• Das EOS ist NUR für den Notfall als Orientierungssystem geeignet. Das System ist für Besucher nicht selbsterklärend.
• Beschilderung der Verbindungstüren ist beim EOS identisch wie bei einer Flurtür. Somit nicht klar ersichtlich, welche Funktion die Tür hat.
• Die Möglichkeit Inklusion und Barrierefreiheit zu integrieren ist beim EOS nicht möglich.
• Das EOS hat keine geschulten Ansprechpartner. Das System wird von mehreren Stellen koordiniert, die nicht miteinander kommunizieren. • Das Einheitliche Orientierungssystem (EOS) wird nicht weiterentwickelt. Stand ist 2011.
• Es ist problematisch bei Umbauten oder Erweiterungen das EOS nachträglich anzupassen.
• Das EOS hat keine zentrale Informationsstelle, was den aktuellen Stand nach Außen kommuniziert.
• Das EOS berücksichtigt nicht eine mögliche Farbblindheit von Personen.
Im Gegensatz zum EOS wird das FLS weiterentwickelt. Sofern es zwischenzeitlich Aktualisierungen oder neue Komponenten gibt, die kostengünstig und nützlich für den aktuellen Bestand sind, werden die jeweiligen Schulträger informiert. Diese können dann entscheiden, ob und wann diese neuen Komponenten installiert werden sollen. Alle neuen Ideen seitens der Schulen, Präventionsräte oder Polizei werden von uns angenommen und begutachtet, in wie weit diese in das FLS mit einfließen können.
In der unteren Grafik und der Auflistung kann man gut erkennen, in wie weit sich die Türmarker der beiden Systeme mittlerweile voneinander unterscheiden. Generell besteht zum Beispiel die Problematik, dass ein Raum auch mehrere Türen hat. Erforderlich ist aber, dass die Flurtür klar erkennbar sein muss. Durch die Analyse der AMOK-Fälle besteht die Notwendigkeit, dass die Farbgebung, Schriftgröße und die Maße der Türmarker eine sehr wichtige Rolle spielen und demzufolge in Krisensituationen klar und gut von überall im Raum zu erkennen sein müssen. Da zeigen sich die Schwächen des EOS. Die Farbtupfer der EOS-Schilder sind schwer zu erkennen und die Position der Beschilderung ist nicht optimal ausgewählt, da für liegende Personen oder bei Rauchbildung keine Möglichkeit besteht, die Raumnummer bzw. den Farbbereich sicher nach außen zu kommunizieren.
Vergleich der FLS- und der EOS-Beschilderung:
Vergleich der Türmarker zwischen dem FLS und dem EOS. Stand 2017
Quelle:Farbleitsystem - Einheitliches Orientierungssystem EOS und das Farbleitsystems FLS
1. Farbbereich des Gebäudeteils
2. Etage oder Gebäudeteil (Bsp.: Gebäude A, B)
3. Raumnummer
4. Raumfunktion, optional (Bsp.: Mensa, Lehrerzimmer)
5. Bereich zur Integration der Brailleschrift (roter Marker) oder taktiler Schrift (blauer Marker)
6. Kennzeichnung eines Durchgangs zu einem anderen Flurraum oder "gefangenen" Raum
7. Technische Nummer oder alte Raumnummer, optional (für Bauleitung und Haustechnik)
8. Schulwappen, -logo, optional, wenn auf einem Schulgelände eine weitere Schule ist und nicht klar zu erkennen ist, um welche Schule es sich handelt.
9. Türmarker für die Verbindungstüren. FLS hat eine andere Form gewählt, um Verwechslungen zwischen Flur und Verbindungstüren zu vermeiden.
Wir beschäftigen uns nicht nur mit dem Farbleitsystem, sondern setzen im Bereich Orientierung, Risikomanagement und Sicherheit an Schulen immer neue Ideen um, die natürlich auch später für das Farbleitsystem nützlich sein werden.
Aktuell wird an einer digitalen Indoor-Navigation namens map! geforscht. Gerade für Barrierefreiheit und im Rahmen der Inklusion könnte diese Lösung ein Mehrwert sein.
Für die Landeshauptstadt Wiesbaden wurde eine App für iOS, Android und Windows namens „Schulcheck“ entwickelt, die eine Risikobeurteilung mit Hilfe von Datenerfassung ermöglicht. Die App dient dazu, den Brandschutz, die Sicherheit und mögliche Risiken an Schulen zu beurteilen. Die Auswertungen werden dann als PDF oder Excel-Dokument hinterlegt.
Mein Fazit: Es ist gut, dass die Polizei bereit war ein einheitliches Leitsystem für Schulen einzuführen. Es gibt aktuell nur zwei Systeme, die die Kriterien der Polizei erfüllen. Systeme, die jeweils in Baden-Württemberg und in Hessen entwickelt wurden. Natürlich hat jedes Bundesland seine eigenen Vorstellungen und Vorgaben.
Klar ist, dass das EOS eine abgespeckte Form eines Leitsystems repräsentiert, um wenigstens die Orienterung an Schulen für Einsatzkräfte zu gewährleisten. Es ist ein Do-it-Yourself-System, das jeder grundsätzlich umsetzen kann, sofern man etwas technisches und räumliches Verständnis hat.
Das FLS dagegen ist ein System, das weiter denkt, für den Alltagsgebrauch optimiert ist und sogar den Bereich INKLUSION einplant. In der Konzeptions- und Umsetzungsphase wird mit den Schulen direkt kommuniziert und auch der Denkmalschutz findet Berücksichtigung. Das FLS findet gerade bei Neubauten mit den optisch ansprechenderen Elementen bei den Schulträgern und Architekten mehr Anklang. Jeder Schulträger kann also selbst entscheiden, welches System er favorisiert. Das FLS erfüllt alle EOS-Spezifikationen. Es ist ein System, das zukunftssicher bleibt und mittlerweile auch bundesweit und in der Schweiz zu finden ist.
Quelle:Farbleitsystem - Einheitliches Orientierungssystem EOS und das Farbleitsystems FLS
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